Jubiläumsstudie STEINE | ERDEN | KERAMIK

57,5% der offenen Stellen konnten nicht besetzt werden. Um den Fachkräftemangel zu ermitteln, werden die offenen Stellen für einen Beruf einer bestimmten Qualifikation ins Verhältnis zu den passenden Arbeitslosen gesetzt. In den Berufen, die für die Branche STEINE | ERDEN | KERAMIK besonders interessant sind, zeigen sich bereits seit 2010 Fachkräfteengpässe. So lag die Fachkräftelücke im Jahr 2010 bei 4.827 Stellen, die rein rechnerisch nicht besetzt werden konnten, da keine passend qualifizierten Arbeitslosen dafür zur Verfügung standen. Am aktuellen Rand – dem gleitenden Jahresdurchschnitt 2021/2022 (01.07.2021 – 30.06.2022) – ist die Fachkräftelücke in den wichtigen Berufen für die Branche mittlerweile fast zwölf Mal so hoch wie vor elf Jahren. So konnten zum 30.06.2022 branchenübergreifend ganze 55.963 Stellen rein rechnerisch aufgrund der fehlenden Arbeitslosen nicht besetzt werden (Abbildung 1-2). Damit liegt die Fachkräftelücke heute sogar höher als noch vor der Corona-Pandemie, die mit einer vorübergehend rückläufigen Fachkräftenachfrage auf dem Arbeitsmarkt einherging. Dabei ist zu beachten, dass es sich um eine branchenübergreifende Fachkräftelücke handelt, d. h., die Berufe, die für die STEINE | ERDEN | KERAMIK-Industrie relevant sind, werden auch in anderen Branchen nachgefragt. Somit muss sich die Branche bei der Rekrutierung ihrer Fachkräfte auch gegen rivalisierende Branchen behaupten. Auch können regionale Unterschiede in der Verfügbarkeit von passend qualifizierten Arbeitslosen und der Konkurrenz zwischen Unternehmen oder Branchen dazu führen, dass der Fachkräftemangel in bestimmten Regionen stärker ausgeprägt ist als in anderen. Betrachtet man die Arbeitsmarktentwicklung in den relevanten Berufen der Branche zeigt sich, dass die Arbeitskräftenachfrage (gemessen an den offenen Stellen) bereits seit Mitte 2019 rückläufig war und gleichzeitig immer mehr Arbeitslose verzeichnet wurden. Seit dem gleitenden Jahresdurchschnitt 2020/2021 zeigt sich eine Erholung am Arbeitsmarkt: Die offenen Stellen steigen wieder und die Zahl der Arbeitslosen nimmt ab. Dies führt auch dazu, dass die Fachkräfteengpässe wieder zunehmen. So steigt seit Mitte 2020/2021 auch die Fachkräftelücke wieder und liegt Mitte 2021/2022 wieder auf Vorkrisenniveau. Der Fachkräftemangel in den relevanten Berufen der STEINE | ERDEN | KERAMIK-Branche zeigt in verschiedenen Bundesländern unterschiedliche Ausmaße (Abbildung 1-2). Vergleicht man die Fachkräftelücke in Rheinland-Pfalz, Hessen, Thüringen und NRW zeigt sich, dass Thüringen den Fachkräftemangel am stärksten zu spüren bekommt. Hier ist die Stellenbesetzung im Vergleich zu den anderen Bundesländern und im Vergleich zum bundesdeutschen Durchschnitt deutlich schwieriger: So können 70,1 Prozent aller offenen Stellen rein rechnerisch nicht besetzt werden, da es in ganz Thüringen keine qualifizierten Arbeitslosen dafür gibt. Zum Vergleich: In NRW konnten trotz einer deutlich höheren Fachkräftelücke nur 42,2 Prozent der offenen Stellen nicht besetzt werden. In absoluten Zahlen fehlten mehr als 7.400 rechnerisch nicht besetzbaren Stellen die meisten Fachkräfte in NRW. In Thüringen hingegen fehlen mit einer Fachkräftelücke von gut 2.000 vergleichsweise wenig Fachkräfte. In Relation zu allen offenen Stellen in Thüringen ist jedoch ein viel höherer Anteil an Stellen vom Fachkräftemangel betroffen. Insgesamt zeigen die Zahlen: der Fachkräftemangel ist groß und führt dazu, dass deutschlandweit über die Hälfte der offenen Stellen (57,5 Prozent) rein rechnerisch nicht besetzt werden kann. Vergleicht man hingegen alle 16 Bundesländer zeigt sich, dass sowohl die Fachkräftelücke als auch die Stellenüberhangsquote in Bayern am höchsten ist: Hier fehlten im Jahresdurchschnitt Nachhaltig & zukunftssicher – Attraktiver Arbeitgeber STEINE I ERDEN I KERAMIK | 11

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