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MAGAZIN
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·
Winter 2015
Schlechte Nachrichten gibt es ge-
nug, und nach den Anschlägen in
Paris haben es erfreuliche Neu-
igkeiten noch schwerer durchzu-
dringen als zuvor. Gerade in diesen
Tagen ist es aber wichtig, den Blick
auch auf die vielen Veränderungen
zumBesseren auf der Welt zu rich-
ten.
E
s gehört zum Allgemeinwissen:
Die Zahl der Geburten reicht
längst nicht aus, um die Sterbefäl-
le auszugleichen. Gleichzeitig steigt die
Lebenserwartung immer weiter an und
die Wirtschaftsleistung pro Kopf wächst
ebenfalls kontinuierlich. Die Beschrei-
bung wirkt vertraut – überraschen dürf-
te aber der Ort des Geschehens. Denn so
ist die Situation nicht nur in Deutsch-
land, sondern auch in Uruguay, Vietnam
und Mauritius.
Die drei Länder sind nur Beispiele für
eine Entwicklung, die weite Teile der
Welt erfasst und dennoch kaum ins Be-
wusstsein dringt: Die Familien werden
kleiner und damit verlangsamt sich das
Bevölkerungswachstum. Für Länder wie
Deutschland ist ein Rückgang der Ge-
burtenzahlen sicherlich ein Grund zur
Sorge, weltweit gesehen gibt er jedoch
Anlass zur Zuversicht. Zudem sind die
Menschen wohlhabender und leben
deshalb gesünder und länger. Die ge-
dankliche Zweiteilung der Welt in reiche
Industrieländer auf der einen und arme
Entwicklungsländer auf der anderen Sei-
te stimmt längst nicht mehr mit der Wirk-
lichkeit überein. In Lateinamerika, Asien
und in Teilen Afrikas hat sich vieles zum
Besseren gewendet – die sogenannte
Dritte Welt nähert sich der Ersten an.
Kaum etwas belegt diese These so gut
wie die von den Vereinten Nationen im
Jahr 2000 formulierten Millenniums-
Entwicklungsziele. Das erste davon gab
vor, die Armut bis 2015 gegenüber 1990
zu halbieren. Bereits im Jahr 2008 wurde
die Vorgabe erfüllt – und seither sinkt die
Armut weiter. Galten im Jahr 1990 noch
36 Prozent der Weltbevölkerung als abso-
lut arm, weil sie mit einer Kaufkraft von
weniger als 1,25 US-Dollar am Tag aus-
kommen mussten, so hat sich der Anteil
mittlerweile auf weniger als 15 Prozent
reduziert. Sicherlich müssen viele ehe-
mals Arme weiterhin mit sehr bescheide-
nen Mitteln auskommen – zudem gelten,
gemessen am Niveau der relativen Armut
in den USA, selbst heute noch 84 Prozent
„Die Globalisierung hat
maßgeblich zum Fortschritt
beigetragen.“
Jürgen Matthes
Kein Armutszeugnis
Absolute Armut: Kaufkraft pro Tag von weniger als 1,25 US-Dollar im Jahr 2005. Quelle: Weltbank
Weltbevölkerung
Arme
Weltbevölkerung und Menschen in absoluter Armut (in Milliarden)
0
1990
1993
1996
1999
2002
2005
2008
2011
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